Interview mit Herrn Kanter

von Herrn A. Moser, Lubberich Dental Labor, Koblenz

 

H. MOSER:

Herr Kanter, Ihr Lebenslauf, wie sind Sie zur Zahntechnik gekommen?

 

H. KANTER:

Durch Zufall. Eigentlich hätte ich gern studiert; dies war aber aufgrund der engen finanziellen Situation – wir waren sechs Kinder – leider nicht möglich, obwohl ich einer der besten Schüler der Klasse war.

Ich wußte einfach nicht, was ich werden wollte, wohl aber, was nicht. Auf jeden Fall jedoch wollte ich einen Beruf ergreifen, bei dem ich unabhängig sein konnte. Dies wies mir den Weg zum Handwerk, denn hier konnte man sich selbstständig machen. Zur Zahntechnik kam ich dann, weil meine Mutter Zahnschmerzen bekam. Dem Zahnarzt erzählte sie dann von meiner Unschlüssigkeit was die Berufswahl anging. Der Zahnarzt ermutigte sie, Zahntechniker sei ein interessanter Beruf.

 

Ich habe mir dann das Labor angesehen, mit dem Vulkanisierkessel und dem Poliermotor und kam zu der  Erkenntnis, daß ich dieses Handwerk ausüben und mich später darin selbständig machen könnte.

Schockiert hat mich allerdings, wie mein Chef von seinen Kunden behandelt wurde – buchstäblich wie ein Leibeigener!

Schon damals war mir klar: Das kann so nicht bleiben! Das ist unerträglich!

 

H. MOSER:

Wie hat sich die Meisterprüfung/-Ausbildung von damals zu heute verändert?

 

H. KANTER:

Die Meisterarbeit konnte man damals ja noch zuhause erstellen; wir haben dies in meiner Zeit als VDZI Präsident geändert und dafür gesorgt, daß die Prüfungen in Klausur durchgeführt werden müssen. Mit der neuen Meisterprüfungsordnung von 2007 hat sich nochmals vieles geändert. Mit Sorge sehe ich den Rückgang des Praktischen aber ich sehe auch, daß wir uns dem veränderten Umfeld anpassen müssen, was den Einsatz von CAD/CAM Fertigung angeht.

 

H. MOSER:

Wie beurteilen Sie den Status der Meisterprüfung von damals zu Heute? Unser beider Meisterprüfungen liegen fast 50 Jahre auseinander… Stichworte Ehre, Ansehen, Qualitätsmerkmal, Selbstbewusstsein.

 

H. KANTER:

Das Ansehen des Zahntechnikermeisters in der Öffentlichkeit ist seit meiner Meisterprüfung signifikant gestiegen. In den siebziger und achtziger Jahren war die öffentliche Anerkennung  sicherlich am größten. Das hat sich ein wenig verloren, weil wir berufspolitisch nicht in der Lage waren einheitlich aufzutreten und unsere Interessen wahrzunehmen. Wie hoch dennoch das Ansehen der deutschen Zahntechnikermeister ist, sieht man an der Nachfrage im Ausland. – Ich denke speziell an China. Und ich finde es auch bemerkenswert, daß sich ein Schweizer  der deutschen Meisterprüfung unterzieht. Jo Blaser hat das getan und beim Klaus-Kanter-Preis 2012 den zweiten Platz erreicht. – Glückwunsch!

 

 

 

H. MOSER:

Was war für Sie damals der entscheidende Faktor/Motivation einen Preis zu stiften. Gab es ein Schlüsselerlebnis, welches den Anstoß gab?

 

H. KANTER:

Europa war der Auslöser! Die EU-Verwaltung wollte den Zahntechnikermeister in Deutschland abschaffen, aus Gründen der Vereinheitlichung. Ich habe schon damals noch als VDZI-Präsident in meinem Weißbuch: „Der Beruf des Zahntechnikers in Europa“  zusammen mit Frau Dr. jur. G. Klinge gegen eine qualitätsmindernde Gleichmacherei angekämpft. Dort heißt es:

„Eine Koordinierung und die gegenseitige Anerkennung dürfen jedoch nicht zu einem Abbau von bereits bestehenden Qualitätsstandards führen.“

Dieser Satz gilt übrigens nicht nur für die Zahntechnik. Er ist für Europa heute so aktuell wie damals. Für die Aufgabe, eine wirkliche Einheit Europas herzustellen werden wir bestimmt noch 50 Jahre brauchen.

 

H. MOSER:

Was hat es Ihnen damals bedeutet den Preis zu stiften, was heute?

 

H. KANTER:

Ich wollte das Zahntechnikerhandwerk unter allen Umständen stärken und erhalten.
Die Stiftung einer Auszeichnung für den besten Meister auf Bundesebene erschien mir als probates Mittel, die Aufmerksamkeit auf Bestleistungen in unserem Beruf zu lenken und damit den Berufsstand zu stärken. Durch die Vorgänge auf europäischer Ebene war die Notwendigkeit gegeben. Mein siebzigster Geburtstag bot mir einen geeigneten Rahmen. – Wenn ich zurückblicke war das eine gute Entscheidung. Und ich danke allen, die über die zwanzig Jahre, die die Stiftung jetzt besteht an meiner Seite waren. – Ich meine hier in erster Linie die Preisträger, aber auch alle, die ihre Arbeiten eingereicht haben. Alle, die mit mir als Ehrenamtsträger für die Stiftung gewirkt haben und wirken. Die Mitglieder der Jury, die Ihre Zeit, Ihren hervorragenden Sachverstand und ihr Geld für die Sache geopfert haben. Die Sponsoren! Es ist eine lange Liste….. . – Heute muss ich feststellen, daß unser Beruf die Unterstützung nach wie vor braucht.  Die Stiftung sorgt für positive PR für den deutschen Zahntechnikermeister. Ich hoffe daß mein Werk durch die Unterstützung der Jüngeren so lange weiterbesteht, wie es vom Zahntechnikerhandwerk gebraucht wird.

 

H. MOSER:

Weitere 10 Jahre gedacht. Was würden Sie mir, der jüngeren Zahntechniker(meister)gemeinde für die Zukunft ins Stammbuch schreiben? Was der Zahnheilkunde? Bei all den Veränderung der letzten Jahrzehnte: was wird nach Ihrer Meinung bleiben?

 

H. KANTER:

Die Veränderung wird uns mit Sicherheit begeleiten. Wir müssen lernen zu erkennen, was sich verändert und danach handeln. Ein Schlüsselwort ist Qualität. Qualität nicht in statischem Sinne. Denken Sie an die Weber, aber auch an Alfred Nobel oder an die Raketentechnik von den Anfängen bis Heute. Gefordert ist die dauernde Suche nach der besten Lösung. Die Zusammenarbeit von Hochschule und Handwerk von Professor und Zahntechnikermeister, wie wir sie mit unserem Vizepräs. Herrn Professor Lauer praktizieren.

 

Die Berufe werden die kommenden Herausforderungen bestehen, die mit Klugheit nach neuen Lösungen suchen und es verstehen sich unverzichtbar zu machen.