Kernkompetenz

Königsdisziplin Kombitechnik – ein Nachruf auf die Kompetenz

Kompetenzauslagerung macht austauschbar

 

Nun schreiten ja, so scheint es, die Digitalisierung und deren CAD/CAM-Prozesse in der Zahnmedizin und der Zahntechnik immer weiter fort. Beide Disziplinen vernetzen sich und führen zu immer mehr Versor­gungsalternativen. Neue Materialien halten durch die veränderten Fertigungs­möglichkeiten Einzug in die Zahnheilkunde. Aber die „Entwicklungsmedaille“ hat auch eine Kehrseite …

 

Lubberich Dental-Labor informiert die Carl-Benz-Berufsschule, Fachbereich Zahntechnik, regelmäßig über alle Fachgebiete der Zahntechnik

 

 

Nun fragen wir uns aber, warum seit ei­niger Zeit immer wieder Praxen bei uns anrufen, mit denen wir bis dato nicht zusammengearbeitet haben, und „ein­fache Teleskoptechnik“ bei uns anfra­gen. Es ist nicht so, dass wir uns dar­über nicht freuen, aber ein wenig wun­dern wir uns schon – insbesonde­re, wenn man später den Grund des Laborwechsels erfragt und die Antwort bekommt, dass bei dem al­ten Labor verstärkt Probleme in der technischen Ausfüh­rung oder in der Passung auf­getreten sind. Nun sollte man meinen, dass eine Technik, die seit Jahrzehnten als Standardversor­gung in Deutschland etabliert ist, we­nige oder keine Probleme aufwirft. Dies scheint nicht oder vielleicht nicht mehr so zu sein.

 

  

 

Berthold Ehlscheid ist seit mehr als 30 Jahren Modellgusstechniker bei Lubberich

 

 

So suchen zunehmend mehr Laboratori­en in der CAD/CAM-Technik und den Di­gitalisierungsprozessen ihr (vermeintliches) Heil – nicht wissend, wie viel Volumen diese Technik heute, in den nächsten drei Jahren und darüber hin­aus überhaupt einnehmen wird. Die Fra­ge, ob es in diesen Ausmaßen strate­gisch überhaupt sinnvoll ist, sich auf ei­nen zugegebenermaßen aktuellen, aber noch nicht tragfähigen Prozess zu kon­zentrieren, muss gestellt werden. Ist es nicht leichtfertig, Kernkompetenzen wie die Kombitechnik stiefmütterlich zu behandeln, die Aus- und Weiterbil­dung und das Produktangebot für eine Versorgungsform zurückzufahren, die es in Deutschland schon seit Jahrzehn­ten gibt? Sicherlich werden uns die de­mografische Entwicklung und etablier­te Prophylaxemaßnahmen zukünftig andere Versorgungsformen abverlangen. Aber schon in den nächsten zehn, zwan­zig Jahren? Gleiches gilt nach meiner Meinung auch für den Digitalisierungs­prozess in der Zahnarztpraxis.

 

Hochwertige Teleskoptechnik erfordert langjährige Erfahrung in der Frästechnik

 

Allen Hochglanzbroschüren der Indust­rie zum Trotz ist das meiste eben doch noch Handarbeit. Wer die „Basics“ in der Zahnheilkunde nicht stabil in seine Fertigungsprozesse integriert hat, wird auch das „Darüber-hinaus“ nur schwer beherrschen können. Das war bei der Zirkonentwicklung so, das ist in der Implantologie so und das gilt auch für die Kombinationstechnik. In vielen Laboren, so scheint es, schmilzt diesbezüglich die Kompetenz, da immer mehr Prozes­se ausgelagert werden. Aber wie beein­flusst diese Haltung das allgemeine Ver­sorgungsniveau?

 

Wenn sich alle nur die Rosinen rauspi­cken, und das gilt für Praxen wie Labo­re gleichermaßen, wird die sogenann­te „prothetische Breite“, der Zugriff auf eine möglichst individuelle Therapie, schwieriger. Anders ausgedrückt: Eine zunehmende Spezialisierung im Prothetikbereich führt zur Notwendigkeit, mit mehreren Laborpartnern zusammenzu­arbeiten. Daraus resultiert nicht selten höherer Kommunikations- und Verwal­tungsaufwand.

 

 

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