Ästhetik versus Kosmetik

Aufbruch zu neuen Ufern

 

Artikel der KZV aktuell RLP April 2012

geschrieben von Andreas Moser

 

Schauen wir in die Vergangenheit und wagen ein Update für die Zukunft: Wie gesellschaftliche Bewegungen zu Produkten werden:

Vor genau zwanzig Jahren gründeten 10 Zahnärzte und Zahntechniker in Koblenz die Deutsche Gesellschaft für ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ). „Was hat die Ästhetik mit Zahnheilkunde zu tun?“, schrieb uns damals ein Universitätsprofessor.

Jahre später etablierte sich die Wortschöpfung – Ästhetische Zahnheilkunde – in der Praxis. Die ersten Jahrestagungen mit den „Ästhetik-Päpsten“ Goldstein / Garber, Atlanta USA, waren wegweisend zu diesen Themen.

Vor etwa 6 Jahren gründeten 10 Zahnärzte und ein Labor in Koblenz das Collegium belli denti (cbd). Eine Gemeinschaft, die sich einem gemeinsamen Qualitäts- und Kommunikationsgedanken verpflichtet hatten, dem Patienten transparente, hochwertige Angebote bieten zu können.

Heute bieten wir, gemeinsam mit unseren Kunden ein Produkt, (cbd-No-Prep-Veneers) an, die in der Praxis und bei den Patienten schon enormes Potential entfaltet haben. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt uns: Die Kooperation zwischen Praxis und Labor kann sinnvoll, arbeitsteilig und auch wertschöpfend gestaltet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, scheint ein Paradigmenwechsel zu diskutieren.

 

Entwicklung der Ästhetik

Aus unserer Sicht vollzog sich die Entwicklung des Themas „Ästhetik“ in der Zahnheilkunde in mehreren Schritten: Über die Etablierung und Verankerung eines anfänglichen Trends durch eine Fachgesellschaft, erhielt die Ästhetik einen Rahmen, wurde greifbar. Dieser wurde sicherlich auf verschiedenste Art und Weise sinnvoll in der Praxis ausgefüllt. Aber der Bedarf beim Patient (Konsument, Endkunde) war geweckt. Was jetzt in unserer Entwicklung fehlte war ein „Ästhetikprodukt“.

Welche Entwicklung hat die „Ästhetik“ in den letzten zwanzig Jahren in der Zahnheilkunde genommen? Aktuelle Beiträge wie „Ethische Grenzen der Zahnmedizin – Wenn der Markt die Medizin aushöhlt“ von Prof. Dr. med MA Phil Giovanni Maio (zm 102, Nr. 1A, 01.01.2012) oder „‘Cosmetic Dentistry‘ und ihre professionellen und ethischen Implikationen“ von Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß, Universität Aachen (DZZ 2011; 66 (12)) beleuchten die unterschiedlichen Facetten des Themas Ästhetik in der Zahnmedizin. Ist es Zufall, dass sich z. Zeit die redaktionellen Artikel dazu häufen? Wurden oder werden Grenzen überschritten? Oder folgt die Zahnheilkunde lediglich neuen technischen Möglichkeiten in der prothetischen Versorgung?

 

 

Minimalinvasiv- ein allgemeiner Trend?

In der Medizin geht der Trend zu mikrochirurgischen Verfahren. Übertragen auf die Zahnheilkunde, auf non-invasive Restaurationen, auf minimal-invasive Restaurationen, können wir feststellen: gerade diese Techniken bedeuten geringstmöglichen Stress für Patienten und Behandler. Nicht nur im ästhetischen Bereich, auch bei okklusalen Neuausrichtungen gibt es ein deutlich größeres Spektrum der Versorgungsmöglichkeiten. Die Kombinationsfähigkeit mit klassischen Verfahren ermöglicht dank leistungsfähiger Polymere auch die Nutzung als Langzeit-PV-Alternative.

 

Aus der therapeutischen und ärztlichen Verantwortung heraus muss sich jeder Behandler fragen: biete ich diese Behandlungsform an? Oder kann ich den kosmetischen Wunsch meines Patienten aus ethisch-moralischen Aspekten nicht erfüllen? Gleich nach dem, „ob oder ob nicht?“, folgt die Frage nach der technischen Machbarkeit. An dieser Stelle obliegt es dem Zahntechnischen Labor, mögliche Therapieansätze des Behandlers oder kosmetische Wünsche des Patienten, wie auch immer, auf die Machbarkeit hin zu prüfen. Die Funktionalität spielt hier die größte Rolle. Stellt sich heraus, dass in Folge einer ästhetischen Versorgung nachhaltige funktionelle Schäden zu befürchten sind, muss die Versorgung abgelehnt werden.

 

Also alles eine Frage der Indikation?

Es könnte in der Tat die Schlüsselfrage zu diesem Thema sein. Jeder Zahnarzt muss sie wohl für sich beantworten. Aber auch jeder Patient, Kunde, oder Konsument! (wie immer Sie ihn nennen wollen). Er stellt für sich eine „eigene Indikation“: Ich habe ein ästhetisches Manko, und das möchte ich beheben!

 

Welche Lückengröße, oder Anomalie ist groß genug, sprich: rechtfertigt den „Eingriff“?

7 mm, 4 mm oder 2 mm?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Technischer Ablauf einer Non-invasiven Restauration auf 11, 21

1.    Modellanalyse

Zuerst erfolgt die Modell- und Artikulationsanalyse. Hier zeigt sich schon recht eindeutig, ob das Therapieziel umsetzbar ist oder nicht. Alle funktionelle Bewegungen müssen berücksichtigt werden, besonders die Führungs- (Schutz-) aufgabe der Eckzähne.

 

Funktionsprüfung im Artikulator

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.    Wax-up

Nach erfolgter Artikulations-Modellanalyse wird die zu erreichende Versorgungsmöglichkeit durch ein Wax-up / Set-up auf das Modell aufgewachst. Auch hier spielen funktionelle Gesichtspunkte wieder eine übergeordnete Rolle.

 

Darstellung der Funktionsflächen, Längen-/ Breitenverhältnis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3.    Das Mock-up: Die „Vorschau“ oder der „Probelauf“ in Kunststoff

Mit einem entsprechend fein zeichnenden Silikonschlüssel wird die Modellsituation intraoral übertragen. Analog eines „Stuhl-PVs“ wird das Wax-up mit PV-Kunststoff übertragen.

 

Übertragung des Wax-up mit dem Silikonschlüssel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch das Mock-up sind Zahnarzt und Patient in der Lage, Funktion und Ästhetik in situ zu prüfen. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Kunststoffrestauration über einen Zeitraum von einigen Tagen oder Wochen „Probe zu tragen“.

 

Ausgangssituation frontal und Mock-up 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgangssituation lateral und Mock-up

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4.    Fertigstellung

Schließlich erfolgt nach überprüften Parametern die Umsetzung in Keramik. In allen Fällen gezeigten Fällen wurde die bestehende Situation nicht beschliffen und mit cbd® No-Prep-Veneers versorgt.

 

Situationen vorher und nachher:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5.    Schutzschiene

Um unkontrollierbare Überlastungssituationen zu vermeiden, empfiehlt sich für die Nacht eine Schutzschiene (Nightguard).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer sich zukünftig über den Bedürfniswandel Klarheit verschaffen will, sollte sich die Lebensschnitte und Stile seiner Kunden anschauen.

 

Weitere Informationen:

 

www.lubberich.de

 

Mehr Informationen zum Thema, zu den genannten Artikeln oder zu Fortbildungen von Lubberich Dental-Labor können Sie bei Ztm. Andreas Moser unter a.moser@lubberich.de oder unter 0261  133687-0 erhalten.